Ihr möchtet zu Thanksgiving oder Weihnachten einen wirklich großen XXL-Truthahn zubereiten? Ich erzähle euch, was ihr dabei beachten solltet.
„Bigger is better“ lautete das inoffizielle Motto unseres USA-Weihnachtsmenüs 2013. Jeder andere Slogan verbot sich angesichts des 14,4-kg schweren Freiland-Truthahns, der den spektakulären Mittelpunkt des Familien-Festessens für 16 Personen bildete. Spektakulär waren auch die logistischen und zeitlichen Herausforderungen, die der Riesenvogel mit sich brachte. Ich würde euch daher aus Erfahrung zu wirklich gründlicher Überlegung raten, wenn ihr in Betracht zieht, so ein Monster zuzubereiten! (direkt zur Menüfolge)
Was man bei der Zubereitung eines großen Truthahns beachten muss
Herausforderung 1: Die TK-Phase. Bringt ihr den Puter in eurem Gefrierfach unter? Bei meinem Tiefkühler lassen sich die Böden nicht verstellen, ich musste den Braten also in die Truhe meiner Mutter auslagern. Vorher habe ich ihm Unterschenkel, Flügel und Bürzel amputiert, denn in voller Größe hätte er nicht ins Bratrohr gepasst.
Herausforderung 2: Die Auftauphase. Sie dauert bei so einem großen Vogel vier bis fünf Tage und muss im Kühlschrank erfolgen, bei Zimmertemperatur entwickelt sich eine Bakterienbrutstätte. Ist euer Kühlschrank also groß genug für den Vogel und wo lasst ihr all die anderen empfindlichen, auf Vorrat gekauften Lebensmittel, die dort auch stehen müssten? Ich habe glücklicherweise einen Zweitkühlschrank in der Garage zur Verfügung.
Herausforderung 3: Die Marinierphase, wenn ihr den Truthahn in Lake einlegt (was dafür sorgt, dass der Riesenvogel auch bei langer Bratzeit sehr saftig bleibt). Habt ihr ein Behältnis, in das zehn Liter Brühe und 14 Kilo Truthahn passen? Und passt das dann noch in den Kühlschrank? Der Rieseneimer, den ich ausgeguckt hatte, erwies sich als zu klein – ich habe schließlich eine (neue) Tierfuttertonne mit Deckel gekauft und diese mit kochendem Wasser desinfiziert.
Herausforderung 4: Das Gewicht. Truthahn, Lake und Tonne wiegen zusammen vermutlich gut 30 Kilo. Wenn man das unsanft in den Kühlschrank setzt, bricht schon mal der Sicherheitsglas-Boden 🙁 Und im Backofen rasselt die Fettpfanne aus der Halterung, wenn man beim Herausziehen von Blech und Puter nicht aufpasst. Die entsprechend große Schweinerei kann man sich sicherlich vorstellen…
Welche Garzeit benötigt ein großer Truthahn?
Herausforderung 5: Die Garzeit. 5 Stunden 30 Minuten dürfen es schon sein, bei einem Gewicht von 12 Kilo (nach der „Amputation“) und 160 Grad Backofen-Temperatur. 30 Minuten Ruhephase vor dem Anschneiden sollten auch noch sein. Wer also um ein Uhr essen möchte, muss um 6 Uhr aufstehen, lässt den Puter 60 Minuten auf Zimmertemperatur kommen, bereitet die Füllung zu, füllt das Tier und schiebt es um kurz vor sieben Uhr in den Ofen.
Sagte ich bereits, dass das alles eine Sch…arbeit war? Falls nicht: Es war eine Sch…arbeit! Aber sie hat sich gelohnt: Der Vogel (aus Freilandhaltung bei einem lokalen Landwirt gekauft) schmeckte großartig, selbst das Brustfleisch blieb saftig. Das Fleisch spielte – naturgemäß – dann auch die Hauptrolle bei diesem Weihnachtsmenü.
Das komplete Thanksgiving-Menü mit XXL Truthahn
- Als Vorspeise gab es Kürbiscappucino – sprich eine Kürbissuppe mit Ingwer. Für das Häubchen habe ich 4 Stengel Zitronengras in 400 ml heißer Kokosmilch sieden lassen und das ganze dann aufgeschäumt (Zitronengras natürlich vorher entnehmen).
- Den Truthahn habe ich nach diesem Rezept zubereitet. Beilagen waren Maple Butter Carrots (Möhren in Ahornsirup), Green Bean Casserole (Bohnenauflauf mit Pilzen), Cranberry Sauce, Rahmsauce und fertig gekaufte Kroketten. (Dafür musste ich den Backofen von Schwiegerma nebenan nutzen, denn in meinem garte ja der Puter!)
- Den Nachtisch bildete ein Butter Pecan Ice Cream Pie, grob nach dem Rezept von Pioneer Woman. Den hatte ich schon eine Woche zuvor vorbereitet. Dazu gab es die Karamell-Sauce mit gesalzener Butter und Blaubeerkompott.
Der Kürbis-Cappucino bildete die Vorspeise, rechts die Bohnen in Pilzrahm.
Auch nach einem Pfund Fleisch: Nachtisch geht immer 🙂
32 Comments
Saftige Putenbrust (Slowcooker) | Langsam kocht besser
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17. März 2023 at 15:52[…] zwei XXL-Truthähnen mit all dem damit verbundenen Aufwand (siehe hier) wollte ich für das Weihnachtsmenü dieses Mal etwas im XS-Format: Klein, handlich, schnell […]
Chris
23. Dezember 2021 at 13:00Hallo Gabi,
Ich habe trotz besseren wissen mir relativ Spontan ein heute ein 17 KG !! Vieh geholt aber zu Hause festgestellt, das selbst mein größer Bräter mit 40 cm zu klein ist, du hast nun ja auch geschrieben das du die Extremitäten weggeschnitten hast. In einer „Trockenübung“ scheint der gerade so rein zupassen. Hast du Tipps für mich was ich noch weiter wegschneiden könnte damit da dann Platz für Gemüse ist oder stopfe ich am besten alles einfach rein?
gfra-admin
23. Dezember 2021 at 13:21Also ich habe Unterschenkel und Flügel abgeschnitten und das Viech in die Fettpfanne gelegt. Die Füllung mit Brot und Gemüse mache ich rein, die Sauce mit Röstgemüse extra im Topf.
Manuela Rückel-Wagner
15. November 2020 at 9:21Mein erster Truthahn hatte 12kg und war super, ich verwende immer Deine Rezepte aus Deinem Thanksgiving Kochbuch. Die Glasur mit Ahornsirup und Apfelwein ist mein Favorit. Da ich immer gelesen hatte das der „kleine“ sehr lange im Backofen braucht, hatte ich morgens um 10.00 Uhr angefangen. Nach knappen 5 Stunden war er leider schon fertig und super zart. Hat jemand eine Adresse wo ich zu Weihnachten einen frischen bestellen und geliefert bekommen kann. Der Bauer der immer mein Vertrauen hatte, verlangt mittlerweile einen Kilopreis von über 11€. Vielen Dank für die herrlichen Rezepte mit denen Du mich immer aufs neue inspirierst.
gfra-admin
15. November 2020 at 14:52Hallo, Manuela – ja, 11 Euro sind nicht billig, aber vermutlich ihren Preis wert… Ortdentlich Tierhaltung kostet leider viel Geld. Bei uns gibt es deswegen Fleisch in viel kleineren Portionen als früher. Was man online bestellen kann, ist eher noch teurer: https://www.kaufeinhuhn.de/pute-5kg/
günter Hornburg usw.
2. November 2021 at 13:4011 Eumel ist schon ne Hausnummer… Ich habe 2 Adressen – allerdings in Franken und nur für Abholer. Letztes Jahr habe ich 6,50/kg gezahlt und das kam mir schon teuer vor. Keine Ahnung, was er heuer kostet – ich habe einen mit ca. 10 kg bestellt und den hole ich am Dienstag vor Thanksgiving ab.
Stephanie Bosqui
23. Dezember 2021 at 23:32Habe dieses Jahr 10€ pro kg gezahlt. LetztesJahr noch 9,50€. Aber bei den Anforderungen, die die Bauern mit der Stallpflicht wegen der Vogelgrippe (2 mal in diesem Jahr) hatten ist es mir diesen Preis wert, Wenn man Geflügel von einem Bauern aus der Nähe ( in meinem Fall 6 km Entfernung) kaufen möchte, dann sollen die auch ihr Geld damit verdienen. Reich werden sie damit nicht. Aber ein angemessenes Einkommen muß schon sein.
gfra-admin
24. Dezember 2021 at 9:11Genau so sehe ich das auch, Stephanie. Ich möchte keine Industriemast, sondern stattdessen Tiere essen, die irgendwie zumindest ein bisschen Leben hatten. Und dass es das nicht für 1,90 pro Kilo Hähnchenflügel (ich finde, das ist ein Skandal!) geben kann, muss doch jedem klar sein.
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23. November 2017 at 11:02[…] richte ich heute abend ein Truthahn-Dinner aus. Mangels Verfügbarkeit ohne Monster-XXL-Truthahn (siehe hier) , dafür mit drei Einkilo-Stücken Truthahnbrust. Natürlich aus dem Slowcooker und nach diesem […]
Himmelreich
24. Dezember 2016 at 14:22Ich habe einen 25 kg Pute aber mich kann keiner sagen wie lange den Vogel in Ofen lassen kann und mit wieviel Grad braten soll Mfg Garbor
gfra-admin
24. Dezember 2016 at 14:26Kann vermutlich niemand sagen, weil 25 kg nicht in den Backofen passen 😉
Alice Pfau
30. November 2016 at 11:29Hallo Gabi,
herzlichen Dank für die Beschreibung der Herausforderungen. GENAUSO ist es – jedes Jahr auf’s neue. Wir (14 Personen, davon 6 Studenten) feiern Thanksgiving immer am 1. Sonntag danach. Den Vogel, 13 kg, habe ich bereits im Juni bestellt. Dazu gibt es bei uns Kartoffelpü, Rosenkohl, Brotfülle aus dem Vogel und Auflaufform, Cranberries, Sauce und zum Nachtisch Zitronencreme. Wehe, ich würde daran etwas ändern. Mein Backofen hat einen extra großen Garraum (extra für den Turkey angeschafft), so dass ich nicht amputieren muss. Ich bedecke den Vogel komplett mit Alufolie, die Keulen doppelt. Ofen auf höchste Stufe vorheizen, auf Rost einschieben und, wenn nach ca. 15 Min. die höchste Temperatur wieder erreicht ist, schalte ich auf 160 Grad runter. Ungefähr 1 Std. vor Ende entferne ich die Alufolie von der Brust und eine Lage von den Keulen. Nach nochmal 30 Min. auch die Folie von der Keule. Das Ergebnis ist wunderbar saftig, alle sind glücklich und ich bin platt. Herzliche Grüße und eine schöne Adventszeit, Alice
gfra-admin
30. November 2016 at 11:36Backofen extra für Truthahn angeschafft – that’s what I call devotion 😉
Sylvia
24. November 2016 at 19:42Was für ein Fund, bin das erste Mal auf dieser Seite – und begeistert, vor allem von der ungekünstelten, lustigen Beschreibung. Habe sie gleich weiter geleitet und hoffe inständig, vom Hobbykoch eingeladen zu werden :-).
gfra-admin
24. November 2016 at 20:06Na, ob der nach der Beschreibung wirklich noch einen Truthahn braten möchte 😉
Mal was anderes: Weihnachtsmenü mit Hamburger - USA kulinarisch
26. Dezember 2015 at 16:40[…] zwei XXL-Truthähnen mit all dem damit verbundenen Aufwand (siehe hier) wollte ich für das Weihnachtsmenü dieses Mal etwas im XS-Format: Klein, handlich, schnell […]
Thanksgiving-Truthahn - im Marriott München
20. November 2015 at 19:31[…] selbst braten – mit dem Riesenaufwand, der bei so einem Riesenvogel leider dazu gehört (siehe hier). Umso mehr hat es mich gefreut, jetzt zu einem etwas verfrühten Thanksgiving-Turkey-Dinner […]
Tina
8. Mai 2014 at 11:22Liebe Gaby, deine Seite ist einfach toll. Ich lese immer wieder gerne bei dir was nach oder hole mir neue Anregungen.
Wie froh bin ich, dass bei uns zu Weihnachten nicht so viel Besuch kommt, so ein Monster käme mir nicht ins Haus, äh, in den Backofen. Eigentlich hattest du doch an Weihnachten nur in der Küche zu tun und alle anderen hatten einen schönen Feiertag!
Mach weiter so! Dein Blog ist klasse!
gfra
8. Mai 2014 at 15:54Danke für das Lob, Tina 🙂 Ja, das Weihnachtsmenü war schon eine Menge Arbeit, aber ich koche wirklich gerne und es ist für mich ein Highlight, wenn ich den ganzen Tag in der Küche stehen kann – ehrlich!
Resteverwertung: Top 20 USA-Rezepte für Sparsame | USA kulinarisch
29. Januar 2014 at 16:49[…] ich koche, koche ich oft viel zu viel – nein, ich rede jetzt nicht nur vom XXL-Weihnachtstruthahn! Da ich genauso ungern Essen wegwerfe wie zuwenig Essen für alle Gäste zu haben, ist […]
Doris
25. Januar 2014 at 12:10Hallo Gabi,
ich lese Ihre Seite auch immer wieder mit großer Begeisterung und liebe den Kuchenteller, den ich mal bei Ihnen gewonnen habe immer noch sehr. 🙂 Danke für die vielen Hinweise bzgl. Turkey – nachdem wir 2012 bei einer Kollegin einen ausgezeichneten Puter essen durften, liebäugelen wir mit der Zubereitung eines solchen im eigenen Backofen. Ihr Post hat mir die Augen geöffnet, was es alles zu bedenken gibt. 🙂
Viele Grüße,
Doris
gfra
25. Januar 2014 at 16:34Liebe Doris – danke für das Lob 🙂 Was den Riesentruthahn angeht – ja, das sollte man sich wirklich vorher genau überlegen!
Steffy
19. Januar 2014 at 12:36Hallo Gabi,
ich bin schon seit vielen Jahren Fan deiner Seite und mit dieser Beschreibung der Truthahn Zubereitung sprichst du mir aus dem Herzen, ich habe ähnliches vor einigen Jahren auch erlebt, ich musste das gesamte Innenleben aus meinem Backofen entfernen und die Saftpfanne auf den Boden stellen ;). Und nun möchte ich dir einmal herzlich danken für die viele Mühe, die du dir mit dieser Seite machst.
Ich wünsche dir und deiner Familie ein schönes Jahr 2014 und uns weitere tolle Rezepte und Anregungen.
Liebe Grüße Steffy
gfra
19. Januar 2014 at 13:17Hallo, Stetty – schön, dass es so treue Besucher hier gibt 🙂 Was den XXL-Truthahn angeht: Ich wünschte, ich hätte das alles vorher gewusst 😉 – im nächsten Jahr gibt es wieder Roastbeef… Viele Grüße, Gabi
Laura
28. Dezember 2013 at 20:36Liebe Gabi,
da hast du dich aber mal wieder selbst übertroffen. Dein Festmahl sieht wahnsinnig gut aus. Da bekomme ich Lust drauf an Silvester einen Truthahn zu braten 🙂
Auch die Beilagen sehen köstlich aus.
Well done !!!
Liebe Grüsse, Laura
Heike
28. Dezember 2013 at 17:54Liebe Gabi,
Zunächst vielen, vielen herzlichen Dank für diese tolle Webseite, die meine absolute „Lieblingsbackseite“ im Netz ist. Ich habe schon einiges von den Rezepten ausprobiert und alle waren super lecker!
Der Artikel mit den Tips & Tricks zur Zubereitung eines Truthahns haben wir uns köstlich amüsiert. Vielen Dank auch dafür !!!
Meine Mutter meinte erst kürzlich, dass sie auch sehr gerne nochmal so einen Vogel zubereiten würde, wie das früher immer ihre Mutter gemacht hat. Werde ihr den Link mal weiterleiten und bin auf nächstes Jahr gespannt…
Nochmals tausend Dank und einen guten Rutsch in ein gesundes und erfolgreiches neues Jahr, Heike
gfra
28. Dezember 2013 at 18:19Dir auch, Heike! Freut mich, dass ich so begeisterte Leser habe und dass jemand danke sagt 🙂