Dass ich vom „Deep South“ der USA – also Louisiana, Mississippi, Alabama, Georgia und South Carolina – noch nicht allzuviel gesehen habe, bedaure ich sehr. Einige „glimpses“ von Savannah, Charleston und Georgia haben meinen Appetit zwar geweckt, aber irgendwie ergab sich bislang noch nie die Gelegenheit, diese Region ausführlicher zu erkunden. Genauso geht es übrigens Rolf, dem kochbegeisterten Westernfan vom Outlawcamp. Gemeinsam beschlossen wir, etwas dagegen zu tun – und so reisten wir jetzt gemeinsam mit anderen US-Fans beim Kochevent „Gran Ol’South“ zumindest kulinarisch in die Südstaaten. Gekocht wurde (fast) alles auf offenem Feuer in Dutch Ovens, den schweren Gusstöpfen (unten rechts die Exemplare von Big-BBQ Cast Iron). Auch Pudding und Baiser wären machbar gewesen, aber da drängte dann die Zeit und so kam das vom „normalen“ Herd.
Was gab es zu essen?
Mehr als genug. Die sparsame Hausfrau (ich) und der „Es steht ein harter Winter vor der Tür“-Cowboy (Rolf) waren diesmal gemeinsam einkaufen gegangen und so vermieden wir die schlimmsten Exzesse in Sachen Fleischmengen 🙂
Den Auftakt bildete der Pimiento Dip zu Tortilla Chips (Stilbruch) und Selleriestangen (stilecht). Schon dabei wurde deutlich: Staudensellerie spaltet. Die einen knabbern ihn mit Begeisterung, die anderen verschmähen ihn. Da er aber mit Zwiebeln und Paprika die „Holy Trinity“ der Südstaatenküche bildet, kann man ihm kaum entgehen. Zu trinken gabs zum Dip eine Lynchburg Lemonade – nur dem Namen nach eine Limonade und auf dem Foto oben auf der Seite zu sehen.
Weiter ging es mit Shrimp Po’Boys. Die „armen Jungs“ sind Sandwiches, die gar nicht armselig, sondern ausgesprochen großzügig gefüllt werden: Mit reichlich in gewürztem Maismehl fritierten Shrimps, Tomaten, Salat und Pickles. Ihren Namen haben sie daher, dass ein Restaurantbesitzern sie kostenlose streikenden Straßenbahnschaffnern – besagten PoBoys – serviert haben soll. (Rezept hier)
Buttermilk Biscuits sind eine ganz typische Südstaatenbeilage zu Fried Chicken. Zum Frühstück gibt es sie mit Milk Gravy und Sausage und wir haben sie zu Fried Green Tomatoes und Remoulade serviert. Vielleicht nicht so ganz typisch – aber eine tolle Kombi. Die grünen Tomaten sind übrigens eine wunderbare Resteverwertung der Früchte, die jetzt noch an der Staude hängen und nicht mehr reif werden. Sie sind leicht säuerlich und anders als reife Tomaten fest genug, dass man sie panieren und anschließend fritieren kann. Die Panade ist dabei dieselbe wie bei den Shrimps! Falls ihr mal gehört habt, dass grüne Tomaten giftig sind: Stimmt. Allerdings müsste man schon große Mengen davon essen, um die negativen Begleiterscheinungen zu spüren – bei vier Scheibchen pro Person besteht keine Gefahr…
Für das Chicken and Andouille Gumbo (Rezept folgt) rührten sich vier aufopferungsvolle Teilnehmerinnen eine knappe halbe Stunde quasi den Arm wund. Denn der Ansatz der Sauce – eine gebräunte Mehlschwitze, Roux genannt – muss ohne Unterlass gerührt werden, damit sie nicht anbrennt. In der superheißen Masse werden dann Zwiebel, Paprika, Sellerie und Knoblauch (Holy Trinity, siehe oben) gegart, bevor mit Brühe abgelöscht und Hühnchen sowie scharfe Andouille-Wurst zugefügt werden. Frische Okras gehören eigentlich auch hinein wir haben aber nur Dosenware bekommen.
Der Fischgang ist etwas für Mutige: Blackened Fish (hier Seeteufel-Schwänze) wird bei brutaler Hitze ganz kurz in einer Pfanne gebraten, wobei die Gewürzkruste quasi schwarz verbrennt (aber nicht bitter schmeckt). Dazu gab es Maque Choux – ein Maisgemüse mit Zwiebeln, Sellerie und Paprika (die Holy Trinity, ihr erinnert Euch?)…
Auch nach so vielen Gängen: Süßes geht immer. Und erst recht Banana Bourbon Pudding. Das ist ein lauwarmes Dessert, das Eindruck macht und dabei supereinfach herzustellen ist: Eierplätzchen werden in Bourbon getränkt und mit Bananenscheiben in ein feuerfeste Form geschichtet. Obenauf kommenVanillepudding und Baiser, der nur ganz kurz gebräunt wird.
Ganz schön viel Kalorien?
Yessir, yes, maam. Die Südstaatler fritieren, was das Zeug hält, lieben schwere Saucen, zuckersüße Pies und gerade die „Soul Food„-Küche der Schwarzen macht auch Gebrauch von fettem Schweinefleisch und Schmalz. Kein Wunder – Soul Food ist das kulinarische Erbe einer Bevölkerungsgruppe, die hart arbeiten musste und dafür nur günstige (oder gar von den weißen Plantagenbesitzern verschmähte) Produkte zur Verfügung bestellt kam. Viel raffinierter ist dagegen die Küche der Kreolen in New Orleans – französisch inspiriert genau wie etwas derberen Gerichte der ländlicheren Cajuns. Irgendwann werde ich den Unterschied hoffentlich mal „live“ kosten können – bis dahin freue ich mich, mit den netten Leuten im Outlawcamp kulinarische USA-Reisen in Dinslaken veranstalten zu können 😉
7 Comments
Kultur 07 – Der Blog Deutsch 102-001 Winter 2017
19. Januar 2017 at 5:45[…] der USA kulinarisch Website, habe ich einen Artikel über The Gran Ol’ South gefunden. Dieser Artikel handelt sich um das Essen vom „Deep South“ der USA. Ich komme aus […]
Outlaw
23. September 2016 at 9:59„Your report is the icing of that succesful day“ – Ja, so kann man das wohl sagen.
Es hat, wie immer, großen Spaß gemacht mir und den Teilnehmern auf eine kulinarische Reise zu gehen.
Nach „Pie Workshop“, „TexMex Total“ und „Gran ol´South“ gehen mir zwar nicht die Ideen für weitere Kochevents aus, aber vielleicht sollten wir mal unsere Leser einbinden.
Also, wer hat Vorschläge für das nächste Motto?
„The Pennsylvania Dutch“, „The real Old West“ oder „Hamburger Hype“ wären da einige meiner Vorschläge.
gfra-admin
23. September 2016 at 10:12Au ja, wir lassen abstimmen 😉 Die Pennsylvania Dutch hauen mich aber nicht so von den Socken (quasi holländisch essen kann ich auch fünf km nach Westen, feix) – Hamburger Hype wäre ganz meins, der alte Westen sowieso oder auch Gold Rush – also Alaska, Washington State oder eben Kalifornien…
Martin
21. September 2016 at 18:54Dann hoffen wir mal auf einen milden Winter.
Es war ein tolles Event. Wir sind beim nächsten gerne wieder mit dabei.
gfra-admin
21. September 2016 at 22:12Freut mich – und nochmals danke an Mona, dass sie das Fritieren übernommen hat! Ich habe einen Heidenrespekt vor heißem Fett über offenem Feuer…
Fräulein Zuckerbäckerin
21. September 2016 at 18:53Halli hallo du Liebe,
da bekomme ich ja gleich wieder fernweh!
Ganz tolle Bilder.
Da ich Vegetarierin bin, verzichte ich gerne auf das herzhafte Barbecue, aber bei dem Dip und dem Dessert würde ich richtig zu langen!
Vor allem beim Dessert haach. Köstlich.
Zuckersüße Grüße
und hab es noch fein.
Tuba
von http://fraeulein-zuckerbaeckerin.blogspot.de/
gfra-admin
21. September 2016 at 22:10Die grünen Tmoaten auf Biscuits wären sicherlich auch was für dich 😉