Wertarbeit aus Taiwan, Lyrik von Fußballern, Feinkost aus den USA: Manche Dinge scheinen einfach nicht zusammen zu passen. Wobei: Ich wiederhole ja seit langem gebetsmühlenartig, dass es in den USA so etwas wie Esskultur gibt, und Tosca S. Marckmann arbeitet nun daran, regionale US-Spezialitäten in Deutschland bekannter zu machen: Die 47-jährige Diplom-Volkswirtin importiert seit einigen Monaten ausgewählte Saucen, Chutneys, Gebäcke und Konserven aus South Carolina, Mississippi, Georgia und Texas nach Deutschland und vertreibt sie als Toscas Südstaaten-Spezialitäten.
Idee USA-Import: Wie kam es dazu?
Zu Toscas Freundeskreis gehören viele Amerikaner. In Gesprächen mit ihnen, bei gemeinsamen Essen und Barbecues „wurde mir irgendwann klar, dass ich von den amerikanischen Essgewohnheiten und von amerikanischen Produkten ein völlig falsches Bild hatte“, sagt Tosca. Die Tatsache, dass man in Deutschland eine Riesenauswahl Feinkost-Produkte aus anderen europäischen Ländern kaufen kann, amerikanische Feinkost aber weitgehend unbekannt ist, brachte sie auf die Idee, sich mit Spezialitäten-Import selbständig zu machen. „Und als ich dann angefangen habe, über das Internet zu recherchieren, was es an Spezialitäten in den einzelnen Staaten so gibt, hat es mich zunehmend begeistert, was für tolle regionalen Produkte es gibt. Im Januar 2014 habe ich dann, die erste Ware erhalten, Shortbread aus Mississippi. So nach und nach kamen dann die Pickles aus Texas, die Mustards aus South Carolina und im April schließlich die Produkte aus Georgia dazu.“
Die bürokratischen Hürden
Dass US-Pfennigsartikel wie Twinkies oder Peanut Butter Cups nach dem Import nach Deutschland plötzlich fast zwei Euro kosten, ärgert viele USA-Fans. Tosca weiß jetzt aus eigener Erfahrung, wie es dazu kommt – die bürokratischen Hürden sind hoch, das Prozedere umständlich. „Die Lebensmittelkennzeichnung ist mein größtes Problem. Die Informationspflichten sind bei uns viel umfangreicher als in den USA. Das bedeutet, dass die Produzenten ihre Produkte ins Labor geben müssen um mir bestimmte Infos geben zu können, ohne die ich die Lebensmittel hier nicht richtig kennzeichnen und damit nicht vertreiben kann. Das bedeutet natürlich einen erheblichen Aufwand und Kosten – viele haben da kein Interesse mehr an einer Zusammenarbeit. Allerdings bin ich sehr hartnäckíg“, schmunzelt sie.
Der lange Weg nach Deutschland
Neben der Lebensmittelkennzeichnung ist auch die Abwicklung des Exports aus den USA bzw. des Imports nach Deutschland eine Herausforderung. Toscas erste Anfragen bei Speditionen im Großraum Stuttgart ergab, dass man ihr helfen könne, sobald die Ware über die deutsche Grenze komme – die Abwicklung in USA müssten aber die Produzenten bzw. sie selbst regeln. „Wie soll das denn gehen, wenn wir keine Erfahrung damit haben?“ Letztendlich gelang es Tosca jedoch, eine Spedition zu finden, die mit Partnern in den USA zusammenarbeitet. „Klingt einfach, ist aber extrem schwierig! Mit einem Netzwerk aus mehreren Speditionen ist es mir nun möglich, aus jedwedem Ort in den Südstaaten Lebensmittel zu importieren. Pro Importvorgang sind immer mindestens drei Speditionen beteiligt. Meine Erfahrungen mit dieser komplizierten Konstellation sind aber sehr gut – ich kann immer sicher sein, dass ein Spediteurmitarbeiter vor Ort meinen Geschäftspartnern mit all dem Papierkram hilft.“
Und nun: Der Geschmackstest
Einige Pickles, Chutneys und Saucen habe ich den Cowboys und Cowgirls vom Outlawcamp zum Probieren gegeben. Die verstehen ja nun wirklich etwas von amerikanischem Essen und waren begeistert. Vor allem die süßlich-würzige Vidalia Onion & Peach Salsa und die schon deutlich schärfere Vidalia-Onion & Peach Hot Sauce fanden große Anklang. Letztere passte großartig zu Michas Jambalaya! Bei unserem alljährlichen Pfingstlager in Renesse stellte ich die Gourmet Mustards aus South-Carolina zum Grillfleisch und sämtliche Gläser waren anschließend leer: Die milde Variante Sweet Potato Pepper Mustard genau wie der mediumscharfe, süßliche Roasted Peach Mango Pepper Mustard sowie der Balsamic Sweet Onion Pepper Mustard, der schon ganz schön „Zing“ mitbringt. Andererseits ist er nicht so scharf, dass sämtliche Aromen verloren gehen und nur noch Hardcore-Chileheads daran Spaß haben. Diese Senf-Aufstriche schmecken übrigens nicht nur zu Fleisch, sondern auch ganz toll auf Frischkäse und Baguette, ergänzt Tosca.
Wo kann man die Südstaaten-Spezialitäten kaufen?
An ihrem Onlineshop arbeitet Tosca noch. Sie bietet die Saucen, Gewürze, Pickles und Gebäcke daher derzeit vor allem bei Ebay und Märkten an. Auf ihrer Webseite kann man sich die Artikel- und Preisliste herunter laden und per Telefon oder Email bestellen.
7 Comments
Micha
20. Juli 2014 at 18:40Oh, jetzt eben erst gesehen.
Ja, die Kostproben haben gut Anklang gefunden, Danke nochmal dafür.
EBay ist nicht so mein Ding, ich freue mich aber schon auf den Webshop 😉
Gabi
20. Juli 2014 at 18:59Du kannst auch jetzt schon über die Webseite bzw. telefonisch bestellen… Bei mir gab’s übrigens heute „dein“ Jamabalaya, gebrutzelt in einem Petromax-Topf, den mir die Firma zum Testen zur Verfügung gestellt hat. Hat gut geklappt, nachdem ich begriffen hatte, dasses echt nur mit sehr gut durchgeglühten Kohlen funktioniert 🙂
Viele Grüße, Gabi
Micha
22. Juli 2014 at 17:44Hehe, ja, zum Anbraten braucht man ordentlich Hitze.
Wenn Du das mit Kohlen, bzw Briketts machst, zuerst alle unter den DO und dann anbraten.
Freut mich, dass es doch geklappt und geschmeckt hat!
Tosca
23. Juli 2014 at 19:32Freut mich sehr, dass es geschmeckt hat! Ich arbeite zur Zeit mit Hochdruck an der Fertigstellung des Online Shops. Wie Gabi gesagt hat, können Sie sich aber bereits jetzt auf der website über mein Sortiment informieren und dann ggfs. per email oder telefonisch etwas bestellen.
Gruß Tosca
Outlaw
16. Juli 2014 at 20:23Schön, dass wir diese leckeren Sachen probieren durften. Alles passt sehr gut in unsere Art des Kochens.
Ich wünsche viel Erfolg bei der weiteren Vermarktung und, wie sagt man: I´ll keep an eye on ya
Big Ol´Rolf aus dem Outlawcamp
Tosca
7. Juli 2014 at 9:30Hi Gabi,
vielen Dank für den tollen Bericht!
Lieben Gruß
Tosca
gfra
7. Juli 2014 at 9:38Danke für die leckeren Kostproben 🙂