Lemon Chess Pie ist ein traditioneller Kuchen, bei dem sich eine süßsaure, zitronige Creme in eine vorgebackene Teighülle schmiegt. Der Kuchen hält sich gut einige Tage lang.
Unter Chess Pie konnte ich mir bislang nichts vorstellen. Deswegen verlockte mich auch nichts, so ein Exemplar mal zu backen. Bis ich einen typischen Southern Pie zu Blackened Chicken, Fried Okra und Cajun Rice (Rezept kommt bald) suchte. Und wieder auf den Chess Pie stieß. Diesmal backte ich den tatsächlich – und frage mich gerade, wieso ich das nicht eher getan habe: Seeeehr lecker, cremig-zitronige Füllung in einer knusprigen Teigkruste, nicht wenig Arbeit, aber hübsche Optik!
Was ist das Besondere am Lemon Chess Pie?
Chess Pies sind in der traditionellen US-Küche eine eigene Kuchengattung: In eine (vorgebackene) Teighülle ohne Deckel kommt eine einfache Creme aus Zucker, Butter, Eiern und einem „Verdickungsmittel“ wie Mehl, Maisstärke oder auch Maismehl. Für etwas Säure sorgen Essig, Buttermilch, Zitronensaft und optional für Aroma Melasse, Vanille oder Zimt. Was nicht in Chess Pies gehört: Obst, Nüsse oder Schokolade – die Bezeichnung „bloß Pie“(siehe weiter unten) passt also gut.
Die Zitrone aus meinem Lemon Chess Pie könnt ihr übrigens gut ersetzen durch Orange, Mandarine oder Grapefruit. Achtet nur darauf, dass ihr Biofrüchte einkauft, damit ihr die aromatische Schale verwenden könnt.
Woher hat der Lemon Chess Pie seinen Namen?
Das Lemon spricht für sich selbst – es ist halt Zitrone drin, und zwar der Abrieb und der Saft zweier großer Biozitronen. Habt ihr nur kleine Früchte, nehmt ihr besser sogar drei, dann wird es richtig schön süß-sauer. Chess Pie ist dann schon rätselhafter – mit Schach hat es jedenfalls nichts zu tun. Einige Quellen sagen, Chess sei einfach falsch geschrieben, gemeint sei Chest, also Kasten. In dem seien die Pies früher aufbewahrt worden – ein Chess Pie sei also ein ungekühlt gut haltbarer Kuchen aus dem Kasten gewesen.
Außerdem kursiert noch eine Südstaaten-Sage, wonach ein „Yankee“ aus dem Norden irgendwann im 20. Jahrhundert in einem Restaurant nach den Desserts gefragt haben soll. In lang gezogenem Südstaaten-Tonfall soll die Bedienung daraufhin Just Pie (bloß Pie) geantwortet haben – denn dieser Pie ist kein Fruchtpie oder Chocolate Pie, sondern „djaas piiie“. Für den Fremden klang das wie Chess Pie – und der Name blieb.
Lemon Chess Pie
Lemon Chess Pie ist ein hübscher Kuchen, bei dem sich eine süßsaure, zitronige Creme in eine vorgebackene Teighülle schmiegt. Der Kuchen hält sich gut einige Tage lang. Als Backform benötigt ihr idealerweise eine 28er oder 30er Porzellan-Pieform mit schrägem Rand, alternativ eine 28er Springform.
Zutaten
- Für den Teig:
- 250 g Mehl
- 125 g Butter oder Margarine, sehr kalt
- 15 g Zucker
- 1 Prise Salz
- 1 Ei
- 6 - 8 EL Eiswasser
- Für die Füllung:
- 130 g Zucker
- 40 g Mehl
- 15 g Maismehl (oder Polenta)
- 5 Eier
- 60 g Butter, geschmolzen
- 2 Bio-Zitronen, Saft und Abrieb
- 200 ml Sahne
- Hülsenfrüchte zum Blindbacken
- Zur Dekoration:
- Zitronenscheiben und Schlagsahne (optional)
Zubereitung
Mehl, Butter, Zucker und Salz in eine Schüssel geben. Fett mit einer Gabel so lange in das Mehl drücken, bis die Partikel nur noch reiskorngroß sind. Das Ei und anschließend so viel Eiswasser dazu geben und immer mit der Gabel umwenden, bis der Teig zusammen zu kleben beginnt und kein loses Mehl mehr vorhanden ist. Zwei bis dreimal mit der Hand durchkneten (nicht öfter!) und zu einer Platte drücken. Diese in Folie wickeln und mindestens 30 Minuten kalt stellen (oder zehn Minuten in den Gefrierer legen).
In der Zwischenzeit Backform mit Öl ausstreichen und Backofen auf 200 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen. Teig auf bemehlter Fläche (oder am besten zwischen zwei Blatt Backpapier) auf passende Größe (mit ca. 3 cm Rand) ausrollen und mit dem Papier (Teig nach unten, Papier obenauf) in die Form transferieren. Papier abziehen, Rand ausformen.
Ein Blatt Backpapier zerknüllen, wieder entfalten und auf den Teig drücken. Mit Hülsenfrüchten beschweren und 20 Minuten auf der 2. Schiene von unten backen. Backpapier und Hülsenfrüchte entfernen und weitere zehn Minuten hellbraun backen.
In der Zwischenzeit die Füllung zubereiten: Zucker, Mehl und Maismehl in einer Schüssel mischen, nach und nach die Eier dazu geben und gut rühren. Anschließend Butter, Zitronensaft, Zitronenschale und Sahne dazugeben und alles gut vermischen.
Backofen auf 170 Grad herunter regeln. Die Füllung (ist sehr flüssig) in die vorgebackene Teighülle gießen. Weitere 35 bis 40 Minuten auf der 2. Schiene von unten backen, bis die Füllung fest ist.
Auf einem Rost erkalten lassen, erst ganz abgekühlt anschneiden. Nach Wunsch mit Sahnetupfen und Zitronenscheiben dekorieren.
Notizen
Aus übrig gebliebenem Teig könnt ihr kleine Blumen ausstechen, zehn Minuten mitbacken und später den Pie damit verzieren. Und wer den Teig nicht selbst machen möchte: Auch ein runder Quicheteig aus dem Kühlregal (32cm Durchmesser, KEIN Blätterteig) ist gut geeignet. Auch der sollte blind gebacken werden.
2 Comments
YoKo
26. Mai 2025 at 8:50Wie wird die Füllung, fest oder wie ein Pudding? Sieht interessant aus
gfra-admin
26. Mai 2025 at 8:50Hmm, schwer zu sagen – wie ein etwas „grieseliger“ Pudding. Und nicht zu sauer!