Angel Food Cake ist ein US-Traditionskuchen aus Eiweiß, Mehl und viel Zucker. Er ähnelt Bisquit und ist saftiger und weniger süß, als man meint.
Angel Food Cake stand schon länger auf meiner Liste von Desserts, die es noch zu entdecken galt. Bevor ich vor knapp sechs Jahren über den Atlantik zog, hatte ich tatsächlich noch nie davon gehört. Dieses Dessert existierte schlichtweg nicht auf meiner kulinarischen Landkarte.
Während wir in Virginia heimisch wurden, lief ich mit regelmässig an den durchsichtigen Plastikboxen vorbei, die in jedem klassischen US-Supermarkt den luftig-leichten Kuchen feilboten. Außer des hübschen Namens und der ungewöhnlichen Form blieb mir nichts davon im kulinarischen Gedächtnis haften.
Nikki gärtnert gerne – dafür gibt es eine Rubrik Out the door & in the garden in ihrem Blog
Der englischsprachige Wikipedia-Eintrag zu Angel Food Cake liest sich wie folgt: “The Home Messenger Book of Tested Recipes, 2d ed., 1878, by Isabella Stewart contained the first recipe for Angel’s Food Cake. Stewart’s detailed recipe called for eleven egg whites, sugar, flour, vanilla extract and cream of tartar.”
Überzeugte mich diese Beschreibung, es nun endlich auch einmal mit einem Angel Food Cake zu versuchen? Wohl kaum, denn für mein deutsches Backgemüt versprach dieses klassische Rezept doch nur umständliche Zutaten (wer hat schon 11 Eiweiß einfach so herumstehen), viel zu viel Zucker und ein enormes Potential für Misserfolg.
Alle weiteren Rezepte, die ich mir daraufhin ansah, verlangten ebenfalls mindestens acht Eiweiß. Hinzu kam, dass Angel Food Cake in einer speziell dafür vorgesehenen Backform gebacken wird, die unbedingt unbeschichtet sein muss, damit der Teig daran nach oben klettern kann. Zu allem Überfluss soll der der fertig gebackene Kuchen in der Form sofort über einen Zylinder oder auf ein Rost mit „Luft darunter“ gestürzt werden, um so beim Abkühlen zu vermeiden, dass die herrlich luftige Masse in sich zusammenfällt. Wie gesagt, alles nicht sehr vertrauenserweckend.
Zwei Geschichtsorte in Virginia: Am Bull Run fanden im Bürgerkrieg zwei Schlachten statt, das Herrenhaus Gunston Hall war das Heim des Politikers George Mason, dem sogenannten Vater der Bill of Rights
Und – wie schmeckt der Kuchen für die Engel nun?
Aus der Vielzahl von Rezepten wählte ich schliesslich jenes von David Lebowitz aus, das hier auf seiner Webseite zu finden ist. Auch er hatte sich jahrelang dem Angel Food Cake verweigert, sehr zu seinem grossen Bedauern, wie er schliesslich bekümmert feststellen musste. Denn Angel Food Cake ist keinesfalls trockenes Baiser – mehr weich und luftig wie Biskuit, aber viel saftiger. Er hat eine sehr feine Süße, überhaupt nicht aufdringlich oder klebrig.
Konnte ich mir auch nicht vorstellen, bis ich ihn dann endlich mal gebacken habe! Trotz der Menge an Zucker kommt er überraschend wenig süß daher. Ganz klassisch serviert, schmeckt er ausgezeichnet mit frischen Früchten der Saison, wer mag, kann dazu auch noch Schlagsahne servieren. Ich finde, Angel Food Cake ist das perfekte Sommerdessert, wenn es hier mal wieder superheiß ist und vor allem die für den Südosten typische, extrem feuchte Hitze hat.
Angel Food Cake in D backen – Tipps und Tricks online
Bei Lebovitz, aber auch andernorts im (englischsprachigen) Internet sind unzählige Tipps und Tricks für das gute Gelingen eines Angel Food Cakes zu finden. Epicurious hat zum Beispiel eine Anleitung, wie man Angel Food Cake auch ohne Tube Pan backt bzw. eine Springform mithilfe einer Coladose zu einer solchen macht.
Noch ein Hinweis zum Eiweiß: Es lässt sich hervorragend einfrieren und auf diese Weise sammeln sich die notwendigen 8 – 12 Eiweiße ganz einfach an. Das gefrorene Eiweiß vor dem Backen bei Zimmertemperatur auftauen lassen und los geht’s.
Angel Food Cake
Angel Food Cake ist ein ur-amerikanischer Traditionskuchen aus Eiweiß, Mehl und viel Zucker - schmeckt aber ganz anders als Baiser. Er ähnelt Bisquit und ist saftiger und weniger süß, als man meinen könnte - erst recht, wenn man ihn mit Beeren serviert.
Zutaten
- 130 g feines Weizenmehl (450er oder 550er Mehl)
- 300 g feiner Zucker (wer keinen weissen Zucker mag, der kann es auch mit feinem, braunen Zucker versuchen)
- 1/2 TL Salz
- 1,5 Tassen Eiweiß (US measuring cups) oder abgewogen ca. das Eiweiß von ca. 12 mittelgrossen, zimmerwarmen Eiern, entspricht ca. 350 g
- 1 TL Cream of Tartar (Weinsteinsäure - gibt es online von Dr. Ö oder in der Apotheke)
- 2 TL frisch gepresster Zitronensaft
- 1/2 TL Vanilleextrakt
Zubereitung
Den Backofen auf 180ºC vorheizen. Die Backform vorbereiten. Falls keine Tube Pan zur Hand ist, kann man auch auf diese Alternative zurückgreifen.
In einer Schüssel das Mehl, 100 g Zucker und Salz vermischen.
Das Eiweiß in eine Rührschüssel geben und mit dem Handmixer bei mittlerer Geschwindigkeit aufschlagen. Sobald das Eiweiß schaumig wird, die Crème of Tartar (Weinsteinsäure) und den Zitronensaft hinzugeben.
Bei hoher Geschwindigkeit das Eiweiß schlagen, bis es weiche Spitzen formt. Nach und nach die restlichen 200 g Zucker einrieseln lassen. Das Eiweiß sollte nicht zu steif werden, sondern eine weiche, glaenzende Konsistenz haben, ähnlich wie Softeis. Ganz am Ende den Vanilleextrakt hinzugeben.
Mit einem Küchenspatel, vorzugsweise aus Silikon, das Mehl in kleinen Portionen vorsichtig unterheben.
Die Teigmasse in die Form füllen, glattstreichen und ca. 45 Minuten backen bis die Oberfläche einen hellen, goldfarbenen Ton annimmt.
Die Form über einen Flaschenhals oder das untere Ende eines Trichters bzw. einen Rost auf Füßen (es muss Luft unter den Kuchen kommen) stürzen. Vollständig auskühlen lassen.
Den abgekühlten Kuchen vorsichtig mit einem Messer von den Seiten der Form loesen und auf ein Kuchengitter stürzen.
Notizen
Ganz klassisch serviert, schmeckt Angel Food Cake ausgezeichnet mit frischen Früchten der Saison, wer mag, kann dazu auch noch Schlagsahne servieren.
1 Comment
Paule
24. August 2022 at 7:32In Virginia war ich noch nicht – aber man sollte wohl auch mal Ziele zwischen New York und Kalifornien nicht aus den Augen verlieren…