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Cheers! Wein & Sekt aus New Mexico

Tolle Kulisse: Der Tasting Room der Sheehan Winery in Historical Downtown Albuquerque

Weine aus der neuen Welt kennt die alte Welt spätestens, seitdem Gewächse aus dem Napa Valley 1976 in Paris bei einer Blindverkostung edelste französische Tropfen schlugen. „Wein aus den USA“ ist für die meisten jedoch gleichbedeutend mit Kalifornien. Zu den unbekannteren Weinbauregionen gehört New Mexico – dabei ist der Bundestaat im Südwesten die Wiege des Weinanbaus in den heutigen USA! In der ehemaligen spanischen Provinz Santa Fe de Nueva Mexico an den Ufern des Rio Grande ernteten Mönche bereits 1629 Trauben für ihren Messwein.

Als mich mein Weg auf der Route 66 durch New Mexico führte, nutzte ich die Gelegenheit, dort nicht nur die kulinarische Geschichte der Breakfast Burritos zu erkunden. Als große Weinliebhaberin (aber nicht unbedingt Kennerin) wollte ich die lokalen Tropfen kennenlernen und fragte das New Mexican Tourism Board nach guten Adressen für ein Wine Tasting. Die Auswahl ist übrigens überraschend groß und die Weingüter überbieten sich förmlich mit Ideen für ungewöhnliche Touren und Events – eine Zusammenstellung findet ihr auf der Seite von New Mexico True.

Weinanbau in New Mexico

Gruet: So kommt Champagner in den Südwesten

Die Geschichte des Weinanbaus in New Mexico hat viele Tief- und dann wieder Höhepunkte: Erst trieben sukzessive Pflanzenschädlinge und -krankheiten, Prohibition und schließlich zahlreiche Flutkatastrophen am Rio Grande die allermeisten Weingüter in den Ruin. Eine Art Wiederaufbau erfolgte in den 70er Jahren, in den 80ern entdeckten dann europäische Investoren den Staat mit günstigen Bodenpreisen und unterentwickelten Absatzmärkten.

Tasting Room Manager Paul bei Gruet
Tasting Room Manager Paul erklärt bei Gruet in Santa Fe die Unterschiede der Sektsorten

Auch das Weingut Gruet (400 Acres mit Chardonnay, Pinot Noir und Pinot Meunier rund um Albuquerque) kombiniert „French roots and American dreams“, wie es auf der Webseite heißt. Die Familie produziert im französischen Bethon seit 1952 Sekt, 1984 begeisterte sich Gilbert Gruet bei einer USA-Reise für das gut geeignete Mikroklima mit knochentrockener Erde, Höhenlage und großem Tag-Nacht-Temperaturunterschied. Heute führen seine Kinder Laurent und Nathalie den Betrieb und haben sich auf die Fahnen geschrieben, nach der traditionellen Méthode Champenoise (also Flaschengärung) „well made American champagne around 20 Dollar a bottle“ anzubieten.

Verkostung bei Gruet: Vier Champagner von dezent bis ausdrucksstark
Der harte Alltag der Foodbloggerin in New Mexico: Sektverkostung!

Gruet als einer der namhaftesten US-Sektkellereien unterhält Tasting Rooms in Albuquerque und Santa Fe. In The City different hatten wir auf Einladung von New Mexico True Gelegenheit, einen Flight (so nennt man eine „Weinreise“ verschiedener Sorten) zu verkosten – dazu gab’s ein köstliches Grazing Board mit Oliven, Käse und Crackern. Von ausgesprochen trocken-leicht bitter (Champagner halt) bis zu dezent trocken-fruchtig: Ich fand, die Gruet-Bubbles standen französischem Sekt in nichts nach. Am besten schmeckte mir übrigens der zurückhaltende „mehrheitsfähige“ Blanc de Noirs.

Grazing Board zur Champagner-Verkostung

Wein ist übrigens auch eines der Feature-Themen in unserem Kochbuch Cook across America, Rezepte mit Trauben gibts selbstredend dazu. Mehr zum Buch und die komplette Rezeptliste findet ihr auf dieser Seite.

Sheehan Winery – Weinbau in der ersten Generation als Start-up

Wenn jemand Sean Sheehan heisst, dann bringt man ihn eher mit Irland und Bier in Verbindung als mit Wein. Doch nach einem kurzem Ausflug ins Entertainment Business in NYC und LA kehrte der junge Mann zurück in seinen Geburtsort Albuquerque, fand Arbeit in einem Weinbaubetrieb und damit seine Berufung. Zehn Jahre lang arbeitet er sich bei namhaften Weinproduzenten hoch bis zum lead winemaker und wagte 2015 den Sprung in die Selbständigkeit. „We started very small, with 2000 bottles to sell, seven different wines.“ (Wir fingen ganz klein an, mit 2000 verkauften Flaschen sieben verschiedener Weine). Heute erzeugt Sheehan Winery mehr als 100 000 Flaschen pro Jahr. Die Trauben verschiedenster Rebsorten wachsen an drei verschiedenen Standorten, zudem kauft Sean Sheehan lokal erzeugte Trauben zu.

Wine Tasting in der Sheehan Winery

Drei seiner Weine haben schon den Titel „best wine in the State“ gewonnen, erzählt Sheehan stolz – so zum Beispiel 2019 der kräftige, trockene Chambourcin, eine französisch-amerikanische rote Hybrid-Rebsorte. Von Sheehan Winery gibt es aber auch „Gruner Veltliner“, „Gewurztraminer“, Chardonnay, Moscato, Cinsault, Pinot Noir – insgesamt 43 Sorten und viele „probably more sweet than you are used to“ (süßer als Sie es gewohnt sind). Das erklärt Sheehan mit „the New Mexico palate„, der geschmacklichen Vorliebe seiner Kunden.

Wein-Recherche in Albuquerque

Wein-Fakten aus den USA und New Mexico

  • Die USA produzieren etwa 12 % des weltweit erzeugten Weins (2017 waren das 900 Millionen Gallonen) und liegen damit hinter Italien, Spanien und Frankreich auf Platz 4.
  • In den USA wird weltweit die größte absolute Menge an Wein getrunken, pro Kopf allerdings viel weniger als zum Beispiel in Portugal, Frankreich, Italien, Spanien, der Schweiz und Deutschland.
  • Alle 50 Bundesstaaten (ja, selbst Alaska!) haben wenigstens einen Weinbaubetrieb. Kalifornien führt mit 4500 Weingütern vor Oregon, Washington State und New York.
  • 85 Prozent des us-amerikanischen Weins stammen aus Kalifornien (und 95 % des exportierten Weines). Es folgen Washington (5 %) und New York (3,5 %). Für New Mexico beträgt der Anteil gerade 0,1 Prozent.

Disclaimer: Das New Mexican Tourism Board und New Mexico Wine haben mich bei meiner Recherche unterstützt, Hotelkosten übernommen und die Besuche der Wineries organisiert.

2 Comments

  • Reply
    Jesebel
    28. April 2024 at 10:14

    Dass die da in der Wüste überhaupt Wein anbauen, wusste ich echt nicht!

    • Reply
      gfra-admin
      28. April 2024 at 10:15

      Ich auch nicht!!! Aber so ganz Wüste ist es ja nicht – mehr die Flußtäler, aber auch da natürlich trockener als am Rhein 😉

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