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#dryjanuary: Mein Leben mit null Promille

Weintrinken - oder doch nicht im dryjanuary?

Seit einigen Wochen trinke ich keinen Alkohol. Wieso ich verzichte, ob ich den #dryjanuary überhaupt als Verzicht empfinde und was ich von alkoholfreien Wein- und Sektalternativen halte, lest ihr in diesem Artikel. ++Werbung wegen Markennennung, unbeauftragt, unbezahlt++

Social Media Food Hypes reißen mich üblicherweise nicht mit. #veganuary ist für mich kein Thema (ohne echten Käse kann ich nicht) und bei Dubai-Schokolade macht mich schon deren bloße Existenz wütend. Denn ich liebe seit Jahren Pistaziencreme als Brotaufstrich und kriege die aktuell nirgendwo mehr, weil sie zusammen mit Engelshaar in allen möglichen Dubai-Dingsdas verwurstet wird.

Auch beim Dry January, dem alkoholfreien Monat, bin ich eher zufällig gelandet. Ich mache da nicht des Mitmachens wegen mit, sondern aus Solidarität mit einem erkrankten Familienmitglied, für das seit zwei Monaten auch maßvolles, geselliges Trinken nicht mehr geht. Vor diesem Hintergrund gemeinsam am Tisch zu sitzen und am Weinglas zu nippen, fühlt sich einfach falsch an. Ich könnte ja nun nur zeitweise auf Wein & Co. verzichten, aber ich kenne mich: Für mich ist es einfacher, konsequent „nein“ zu sagen als mal ein bisschen zu trinken und dann wieder nicht. War beim (Nicht-)Rauchen ähnlich: Komplett aufhören geht, aber wenn ich „manchmal eine rauchen“ versucht habe, war ich in Nullkommanix wieder bei einer Schachtel pro Tag.

Laut Wikipedia ist der #dryjanuary (wörtlich „trockener Januar“) eine zunächst in Großbritannien gestartete Gesundheitskampagne, ab Neujahr für den ganzen Monat Januar auf Alkohol zu verzichten. Vor allem junge Leute sollten angesprochen werden – offenbar erfolgreich. Die Bewegung verbreitete sich über Social-Media-Kanäle fortan auch in Skandinavien, der Schweiz und Deutschland und wird von Organisationen getragen, die sich für die Krebs- und Alkoholprävention einsetzen.

Cocktail- und Drinkrezepte auf USA kulinarisch

Gretchenfrage: Wie schädlich ist Alkohol?

Meine Kinder und mein Mann (die tatsächlich fast nie Alkohol trinken) nennen mich scherzhaft „die Wochenendalkoholikerin“. Soll heißen: Ich trinke Freitag- oder Samstagabend Alkohol (üblicherweise ein, zwei Gläser Wein oder Sekt) oder halt im Urlaub oder bei Feiern – nie an normalen Wochentagen. Und die Lehrmeinung dazu (so dachte ich) sei: Maßvoller Alkoholgenuss ist unbedenklich oder zumindest risikoarm.

Doch die WHO (Weltgesundheitsorganisation) erklärt inzwischen deutlich: Beim Alkoholkonsum gibt es keine gesundheitlich unbedenkliche Menge. Risiken für die Gesundheit beginnen mit dem ersten Tropfen. Und da ist es auch egal, ob jemand nun guten Rotwein oder billigsten Fusel trinkt – sobald Alkohol im Körper abgebaut wird, schadet er dem Organismus. Das Internationale Krebsforschungszentrum hat Alkohol schon vor Jahrzehnten als Karzinogen der Gruppe 1 eingestuft. Das ist die höchste Risikogruppe, zu der auch Asbest, Strahlung und Tabak gehören. Alkoholkonsum ist für mindestens sieben Krebsarten verantwortlich, darunter die häufigsten Formen wie Brustkrebs bei Frauen und Darmkrebs. Ersteres hat mich absolut überrascht, ich dachte, Trinken schadet „nur“ Magen, Darm, Leber.

Ganz ohne Alkohol? Ich probiers mal

Ab sofort kein Alkohol. Ich hatte es noch nicht zuende gedacht, da fiel mir auf: Ich koche verdammt viel mit Alkohol (Honey Bourbon BBQ Sauce, Glühweinrotkohl, Eggnog). Und ich habe garantiert 25 Sorten Spirituosen im Haus, die meisten nur zum Kochen und Backen (Eierlikörkuchen, Welfenspeise und Herrencreme) oder als Geschenk erhalten. Das  Weinlager sieht ähnlich aus: Lieblingsweine, Sekt und dazu einige „Ladenhüter“, also Fehlkäufe oder geschenkte Flaschen, die absolut nicht mein Geschmack sind. Das meiste habe ich inzwischen verschenkt und angefangene Liköre o.ä. einfach in den Ausguss geschüttet.

Mein Spirituosen-Lager

Das tat mir kein bisschen leid, der Verzicht auf mein Glas Wein zum Einläuten des Wochenendes oder beim Essen im Restaurant dagegen wohl. Das tat sogar richtig weh. Und brachte mich zu der Frage: Brauche ich Alkohol doch mehr als ich dachte?

Meine Antwort an mich selber: Nö, brauche ich nicht. Aber das „Ich gönn mir ein Glas, weil…“ – das brauche ich. In meinem Kopf setze ich Alkohol halt doch mit „Genuss“ gleich. Genau deswegen habe ich mir im benachbarten Edeka-Supermarkt (toll, dass die sowas haben!) das Alkoholfrei-Regal angesehen. Und kam mir vor wie ein Veganer, der sich optisch nachgebaute pflanzliche „Schnitzel“ kauft. Der Vergleich hinkt gar nicht so sehr, fällt mir gerade auf: Man verzichtet aus Gründen auf etwas, was man eigentlich mag – und erleichtert sich diesen Verzicht mit Ersatzprodukten.

Alkoholfreie Weine bei Edeka Harmeling

Wie schmecken alkoholfreie Weine und 0%-Sekt?

Gar nicht. Das war zumindest mein allererster Eindruck. Denn Alkohol ist 1) ein Geschmacksträger und 2) macht einem vor allem der erste Schluck doppelt deutlich, das da was fehlt – nämlich dieser ganz kleine „Buzz“, der Alkoholeffekt. Erst als ich mir quasi abgewöhnt hatte, den zu erwarten, stellten sich Geschmackserlebnisse ein, die tatsächlich an Wein erinnern – zum Beispiel das etwas „Holzige“ von Tanninen in einem entalkoholisierten Rotwein. Oder prickelnde, feine Fruchtnoten bei einem alkoholfreien Sekt.

Infotipp: Wie werden alkoholfreie Weine hergestellt? Wie schmeckt Wein ohne Alkohol? Warum sind alkoholfreie Weine teurer als herkömmliche Weine? Diesen Fragen ist meine Journalisten- und Bloggerkollegin Julia von Löffelgenuss in diesem Artikel nachgegangen.

Alkoholfreier Wein und Sekt - Verkostung

Einige meiner „Probesorten“ schmeckten mir aber auch nach mehreren Gläsern noch nicht, weil sie mich zu sehr an Traubensaft erinnerten und ich sie zu aufdringlich oder lieblich fand. Das ist natürlich auch wieder Geschmackssache: Auch bei „echtem“ Wein bevorzuge ich trocken, maximal halbtrocken und dezent-fruchtige Noten.

Am besten fand ich bislang den Riesling von Kolonne Null, den Rose-Sekt von Freixenet und den roten Doppio Passo Rosso „Alternativa“. Und steht mir der Sinn nach einem Aperitif, dann schmeckt mir auch der alkoholfreie Rotkäppchen-Fruchtsecco Granatapfel. Daher mein Tipp: Probiert euch einfach durch! Und fangt mit dem an, was ihr auch „normal“ am liebsten mögt, also mit bekannter und vertrauter Rebsorte und Süße.

 

 

8 Comments

  • Reply
    Jutta
    8. Januar 2025 at 14:01

    Liebe Gabi, ich vertrage kaum Alkohol und trinke gelegentlich zum Essen ein Glas. Ich habe zufällig in einem Spitzenrestaurant einen alkoholfreien Aperitif probiert und bin seitdem absolut begeistert von den Kreationen der Manufaktur Jörg Geiger. Mein Mann und ich verzichten schon seit Jahren im Januar auf Alkohol und für uns sind diese wunderbaren Kreationen eine echte Alternative. Es gibt still und prickelnd, auf Fruchtbasis und entalkoholisierte Getränke auf Basis von Weinsorten. Es gibt auch Foodpairing Empfehlungen. Wir probieren uns durch und sind wirklich begeistert. Viele Grüße

    • Reply
      gfra-admin
      8. Januar 2025 at 14:28

      Liebe Jutta – es ist so toll, welche hilfreichen Tipps hier zusammen kommen! Auch das landet auf der Liste der Getränke, die ich mal testen werde…

  • Reply
    Julia von Löffelgenuss
    7. Januar 2025 at 10:26

    Liebe Gabi,
    sehr interessant und vielen Dank für den Hinweis auf meinen Beitrag!
    Das Thema „Alkoholfreie Weine“ finde ich mega interessant und ich denke, da wird in den kommenden Jahren noch sehr viel passieren. Ich habe damals so viele Weine probiert und war doch ziemlich enttäuscht. Am besten hat mit der „Dri.Ver“ von Hinkel geschmeckt. Interessanterweise trinke ich viel weniger Wein als früher, seit ich meine Weiterbildung zur Assistant Sommelière mache. Das liegt vermutlich daran, dass mein Gaumen immer feiner wird und ich Wein immer mehr als Genussmittel wahrnehme, das dann auch mal den ein oder anderen Euro mehr kosten darf und daher eher selten ins Glas kommt. Zudem schmecke ich mittlerweile viel intensiver. Mich stört beim Alkohol am meisten tatsächlich der „Buzz“, wie du es nennst. Daher freue ich zukünftig mich auf hoffentlich mehr hochwertige Weine ohne Alkohol.
    Liebe Grüße
    Julia

    • Reply
      gfra-admin
      7. Januar 2025 at 11:07

      Wenn du welche findest, sage Bescheid! Den Dri.Ver werde ich mal ausprobieren – und es ist in der Tat wie du sagst: Wein ist ein Genussmittel. Und den werde ich mir vermutlich nicht lebenslang verbieten, aber es eben zur absoluten Ausnahme machen. Dann ist der Genuss noch größer und die möglichen gesundheitlichen Effekte noch geringer.

  • Reply
    Heike
    6. Januar 2025 at 20:02

    Liebe Gabi,
    Vielen Dank für den Beitrag und die Hinweise. Den Riesling und Alternativ-Rotwein werde ich mal probieren. Und mich sehr freuen, wenn sie schmecken. Bisher ist immer alles im Ausguss gelandet, zumeist 0%o Sekt, weshalb ich dabei auf Fruchtsecco (vN) umgestiegen bin. Schon seit vielen Jahren würde ich die alkoholfreie Variante eines Weines vorziehen, wenn sie denn genauso gut schmecken würde….
    Werde also mal meine Erwartungshaltung kritisch hinterfragen. Ein wichtiger Hinweis! Danke!

    • Reply
      gfra-admin
      6. Januar 2025 at 23:12

      Das war zumindest bei mir der „Schlüssel“ – keinen Wein erwarten, sondern halt sowas ähnliches 😉 Der vN-Fruchtsecco (ganz schön teuer, ne?) wird übrigens direkt in meiner Nachbarschaft, 20 km von hier, hergestellt. Das bringt mich auf ne Idee …

  • Reply
    Jenny
    6. Januar 2025 at 18:13

    Liebe Gabi, ich habe auch seit dem 2. Januar keinen Alkohl mehr getrunken und spiele mit dem Gedanken einen trockenen Januar hinzulegen. Bisher ist das überhaupt nicht schwer, aber sobald bei mir die Arbeit losgeht, wird es wahrscheinlich schwieriger.
    Finde ich ja super, dass du solidarisch nicht mehr trinkst, dann glaube ich ist der Verzicht noch leichter.
    Danke für deine Tipps mit den alkoholfreien Weinen, bisher war ich eher enttäuscht von dem, was ich probiert habe.

    • Reply
      gfra-admin
      6. Januar 2025 at 19:01

      Man darf die einfach nicht an alkoholischem Wein messen, dann gehts 😉 Mir hat es bei Restaurantbesuchen bisher geholfen, irgendeine fancy Limo zu bestellen – dann habe ich auch das Gefühl „mir was zu gönnen“, vielleicht hilft dir das auch, wenn du mit Kollegen raus gehst! Wobei: Ich sehe es nach wie vor nicht als Problem, wenn man mal sündigt. Alles in Maßen – und bei Alkohol sollte das Maß halt besonders klein sein.

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