Salat & Dressings

Travel Tuesday: Grünkohl in der Bronx & ein Rezept für Kale-Salat

Gruenkohl unter der Williamsburg Bridge

Irgendwann – vielleicht als Rentnerin! – möchte ich mal in New York leben. Bis dahin muss ich die Stadt halt lesen & hören – zum Beispiel im Podcast Notizen aus Amerika  von Petrina. Einer der besten, wenn ihr mich fragt – denn Petrina ist Journalistin, hinterfragt Trends und Themen und lichtet sich nicht nur malerisch an Mauern lehnend ab. Soll das ein Seitenhieb gegen Instagram-Influencer sein? Ach was 😉

Grünkohl habe ich schon immer geliebt. Dass ich ihn eines Tages massieren würde, hätte ich trotzdem nie gedacht – und wohl auch nie getan, wäre ich nicht vor vielen Jahren nach New York gezogen!

Die ersten Anzeichen für eine veränderte Grünkohlbeziehung sah ich in der Bronx. Eine Kunstaktion hatte mich dorthin gebracht, mit einem ominösen Schlüssel in der Hand suchte ich eine geheime Tür, die eben jener Schlüssel öffnen konnte. Was ich drinnen fand, weiß ich nicht mehr, wohl aber, was ich daneben entdeckte: Grünkohl. Im Hochsommer. Plötzlich sah ich überall Grünkohl. Sogar unter der Williamsburg Bridge in Brooklyn!

Diverses Grpnzeugs auf einem US-Markt

Die Großstadtgemüsebeete öffneten mir die Augen dafür, dass grünes Gemüse in den USA eine ganz andere Bandbreite hat als in Deutschland. Während ich dort sehnsüchtig auf den Wintereinfall wartete, weil dann die Grünkohlernte kam, gibt es in meinem (nicht mehr ganz so) neuen Zuhause das ganze Jahr über Grünkohl. Und nicht nur den.

In Deutschland hatte ich mich seinerzeit am Kopf gekratzt, wenn ich wieder einmal davon las, man solle aus Gesundheitsgründen möglichst oft „blättrige grüne Gemüsesorten“ essen. Dazu fiel mir nur Spinat ein. Vielleicht noch Mangold oder Stielmus, falls ich diese alten Gemüsesorten irgendwo auftreiben konnte. Ich tippte auf einen Übersetzungsfehler und ahnte nicht, dass ein Unterschied in der Esskultur dahintersteckt. In New York finde ich nämlich nicht nur Grünkohl im Standardangebot der Super- und Wochenmärkte. Es gibt auch Collard Greens (sehen aus wie dunklere, glatte Weißkohlblätter), Watercress (Brunnenkresse), Mustard Greens (Blattsenf) und Swiss Chard (Mangold in allen Regenbogenfarben).

Auf Bauernmärkten oft auch noch Dandelion (kultivierten Löwenzahn), Amaranth (die Blätter, nicht die Körner), Tatsoi und Mizuna (beide werden hierzulande gern zu asiatischem Spinat erklärt), und obendrein je nach Saison auch noch Purslane (Portulak, habe ich in Deutschland schon mal im Bioladen erstanden), Stinging Nettles (Brennesseln) oder Sugar Pea Snaps (junge Triebe von Erbsenpflanzen). So viele „blättrige“ Gemüse! Und dann erst der Grünkohl.

Ein Riesenhaufen Grünkohl!

Der heißt in den USA kale und wird als Bund verkauft – noch mehr Blätter! Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist Grünkohl gar nicht immer grün und auch gar nicht unbedingt kritzekraus. Russian Kale zum Beispiel ist weniger kraus – ungefähr mit Eichblattsalat vergleichbar, aber natürlich viel fester. Und den gibt es auch in rötlich. Der tiefdunkelgrüne (Black) Tuscan Kale heißt nach seiner Herkunft oder nach seinem Aussehen: Dinosaur Kale ähnelt der Reptilienhaut. Und Baby Kale (erste zarte Triebe) findet sich gerne mal in Salatmischungen.

Kale Salad war auch so ein Trend. Ich beäugte ihn skeptisch. Hatte ich doch von meiner Oma gelernt, dass Grünkohl richtig lange kochen muss – und, ganz wie in „Max und Moritz“, aufgewärmt sogar noch besser schmeckt. Roher Grünkohl? Zum Glück siegte die Neugier, schließlich verkraftet mein Magen ja auch Krautsalat. Der erste Versuch überzeugte mich nicht. Aber dann erfuhr ich, wie gesundheitsbewusste Amerikaner ihren Grünkohlsalat machen. Das Geheimnis: Sie massieren das Gemüse.


Damit ihr ausprobieren könnt, wie störrische Grünkohlblätter zu knackigem Salat werden, habe ich euch ein Rezept mitgebracht. Beim Einkaufen lachte mich allerdings eine rote Variante so sehr an, dass ihr jetzt mit Fug und Recht sagen könnt: DAS ist doch auf gar keinen Fall Grünkohl!

Kale-salat von Petrina

Petrinas Kicher-Kale-Salat

Zutaten für 2 Portionen

  • 1 kl. Schalotte oder 2-3 Frühlingszwiebeln
  • 2 EL Reisessig oder Weißweinessig
  • 1 EL Balsamessig
  • ca. ½ TL Salz
  • Pfeffer aus der Mühle
  • 2 EL Rapsöl
  • 5 Blätter Grünkohl ohne Stiel
  • 1/2 Dose Kichererbsen
  • ca. 50g Feta-Käse
  • 2 EL Sesam

Zubereitung

  1. Wenn ihr den Grünkohl nicht im Bund als Blätter, sondern als fast komplette Pflanze kauft: Blätter vom Strunk schneiden. Ungefähr 5 der Blätter von der Blattrippe befreien (Blatt längs aufeinanderklappen, dann lässt sich der Stiel leicht herausschneiden). Falls ihr Grünkohl in bereits zerkleinerter Form gekauft habt, ggf. nach dicken Strunkteilen schauen und diese entfernen.
  2. Die Grünkohlblätter waschen und etwas abtropfen lassen.
  3. Die Schalotte oder Frühlingszwiebel fein würfeln.
  4. Beide Essigsorten in einer großen Schüssel mit Salz und Pfeffer verrühren, Schalotte unterrühren. Beiseite stellen und etwas ziehen lassen. Inzwischen den Grünkohl in feine Streifen schneiden und nach Belieben noch etwas kleiner hacken.
  5. Essig-Zwiebelsauce mit dem Öl verrühren. Den Grünkohl in die Schüssel geben und mit den Händen mit der Sauce mischen – dabei gut durchwalken, das Grünzeug in die Hände nehmen und zudrücken, also das Dressing richtig ins Gemüse massieren. Die Blätter verändern dabei etwas die Farbe (grüne werden dabei leuchtender grün).
  6. Den Schafskäse fein würfeln und zusammen mit den Kichererbsen zugeben. Alles gut durchmischen.
  7. Sesam nach Belieben mit untermischen oder den Salat auf Teller verteilen und dann erst den Sesam drüberstreuen.

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