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Ein (fast) ernstgemeintes „Danke“ an Dunkeldeutschland

Blogger für Flüchtlinge


Blogger für Flüchtlinge

Ja, das ist hier eine Rezept-Webseite und wenigstens da sollte man doch mal seine Ruhe vor dem allgegenwärtigen Flüchtlingsthema haben, oder nicht? Nein, sollte man nicht. Denn im USA-kulinarisch-Blog geht es um ausländisches Essen. Und damit ein bisschen auch um kulturelle Verständigung (und sei es nur auf Esskultur-Ebene) oder um Wertschätzung anderer (und sei es nur von deren Lieblingsgerichten).

Da tut es mir in der Seele weh und ich schäme mich, wenn Leute vor Flüchtlingsunterkünften aufmarschieren und dumpfe Parolen brüllen. Schilder mit nationalsozialistisch geprägten Formulierungen wie „Volksverräterin“ hochhalten. Oder auch nur platt bei Facebook lamentieren, dass es schließlich auch genug arme deutsche Rentner gebe und man nicht Hort für alle Armen der Welt werden könne.

Ich möchte nicht für so ein engstirniges, jammerndes, eifersüchtig seinen Wohlstand hütendes Dunkeldeutschland stehen. Und fast bin ich den dunklen Deutschen für ihre Dummheit dankbar. Denn sie bringen jetzt eine Gegenbewegung hervor, die sie (hoffentlich) überrollt – die der mitfühlenden und helfenden Deutschen. Ich nehme mal mich selber und einige Leute aus meinem Bekanntenkreis als Beispiel: Wir sind weit gereist, liberal, offen. Wir finden das Schicksal der Flüchtlinge fürchterlich, sehen, dass an allen Ecken und Kanten Hilfe gebraucht wird. Und wir tun – nichts.

Arsch huh, Zäng ussenander

Doch angesichts dessen, was da in Heidenau und andernorts abläuft, kann man nicht mehr passiv-mitleidend bleiben. Da muss man seinen Kontrapunkt setzen. Das hier ist meiner – genauso die Essensausgabe-Schichten, die ich mit anderen in einer Flüchtlings-Sammelunterkunft in der Nachbarstadt übernehme. Man kanns nicht treffender sagen als seinerzeit BAP (1992 pöbelte der Mob nämlich vor Asylbewerberheimen in Rostock): „Arsch huh, Zäng ussenander“. Spendet (zum Beispiel für die Aktion #BloggerFuerFluechtlinge), helft mit (zum Beispiel indem Ihr Euch als Freiwillige meldet) oder kriegt zumindest die Zähne auseinander und gebt denen Kontra, die dummes, rassistisches Zeugs von sich geben!

Dankeschön & viele Grüße, Gabi von usa-kulinarisch.de

1 Comment

  • Reply
    A.G.
    30. September 2015 at 20:49

    Liebe Gabi. Vielleicht solltest du bei deinem nächsten politischen Outburst etwas genauer spezifizieren, auf welche Ereignisse du gerade reagierst. Da ich in deinem Text keinen direkten Bezug auf Gaucks Neudeutung des Wortes ‚Dunkeldeutschland‘ erkennen kann, muss ich so leider von der schon vorher existierenden abwertenden Bedeutung in Bezug auf Ostdeutschland ausgehen. Auch dass du nur Heidenau nennst und nicht auch westdeutsche Städte mit rechtsextremen Problemen (siehe pro-Köln oder Ereignisse in Dortmund) lässt darauf schließen, dass du hier tendenziell auf die neuen Bundesländer hinaus möchtest. Daher also meine Reaktion aus entsprechender Perspektive:
    Ich finde es nicht in Ordnung wie abwertend und verallgemeinernd du über die neuen Bundesländer schreibst.
    1. Nicht mal annähernd alle Leute aus den neuen Bundesländern sind fremdenfeindlich eingestellt (ich stamme von dort und bin es keinesfalls). Als kleiner Denkanstoß so nebenbei: Wären wir so FREMDENfeindlich, wie Wessis es gerne glauben, dann hätte ich in meinem Leben nicht so einige Osteuropäer kennengelernt. Ich bin mir sehr sicher, dass mein Kontakt mit Osteuropäern recht repräsentativ für viele andere Ossis sein dürfte. Zumindest jedenfalls hatte ich nie mitbekommen, dass ich ein must-see des Ostens für alle Neuankömmlinge gewesen wäre. 😉 Oder sind die irgendwie grundsätzlich anders ‚fremd‘ als Menschen aus dem Nahen Osten oder Nordafrika?
    2. Tatsächlich diskriminierst und beleidigst du mit der Bezeichnung ‚Dunkeldeutschland‘ doch genauso – in diesem Falle eben Ossis – wie rechte Idioten es gegenüber Ausländern tun. Wie bereits oben erwähnt, wurden auch hier im ‚Westen‘ Flüchtlingslager angezündet und Gewalttaten gegenüber Flüchtlingen gibt es hier auch. Es ist aber grundlegend dort wie hier eine Schande und muss beendet werden.

    Auch wenn du deinen letzten Satz sicherlich nicht so gegen dich selbst gewendet haben wolltest… Bitteschön! Mein Kontra.

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